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Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975. Bruchstücke zu seiner Entstehung.
Veröffentlichung: 24.07.2014, letzte Bearbeitung: 23.02.2021
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Im kommenden Jahr kann das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 sein vierzigjähriges Jubiläum feiern. Entstehung und Geschichte dieses für Deutschland so wichtigen und nachhaltig wirkenden Jahres sind heute vielfach in Vergessenheit geraten. Auch stehen weitergehende Darstellungen oder Forschungen zur Entstehung, Geschichte und Bedeutung des Europäischen Denkmalschutzjahres 1975 (European Architectural Heritage Year EAHY) immer noch aus; das Ereignis wird offenkundig erst allmählich historisiert. Als kleinen Beitrag möchte ich hier einige bekannte Daten und Fakten zu seiner administrativen Vorbereitung zusammenstellen. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) hat sich vorgenommen, seine Zusammenarbeit in und mit Europa zu verstärken. Das 2015 bevorstehende Jubiläum hat die österreichischen ICOMOS-Kollegen veranlasst, eine historische Analyse als europaweites Projekt und auch eine Bewertung der Kampagne zu unternehmen.
Der Grundgedanke für ein Europäisches Denkmalschutzjahr geht möglicherweise zurück auf eine Initiative des österreichischen Abgeordneten Ludwig Weiß (1902–1994), der 1963 die Erhaltung des baulichen Erbes als gesamteuropäisches Anliegen und damit als wichtigen Baustein der kulturpolitischen Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten des Europarats definierte. Österreich hat dann in der Folge wichtige Beiträge zum Europäischen Denkmalschutzjahr beigesteuert.
Bekannt ist, dass das Europäische Denkmalschutzjahr 1970 vom Europarat angeregt und vom britischen Politiker Lord Duncan Sandys (1908–1987) ausgerufen wurde.
Der Europarat veranstaltete dann im Juli 1973 in Zürich eine Konferenz mit Delegierten aus 27 europäischen Ländern zu Fragen der Erhaltung des gebauten europäischen Kulturerbes. In der Schlussresolution wurden die Nationalregierungen aufgefordert, die Kampagne „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ zu unterstützen und „erhebliche Zuschüsse“ für die Durchführung des Europajahres bereitzustellen. Es ist auch die Bedeutung der Kommunen hervorgehoben worden, ohne deren Mitwirkung eine solche Kampagne eben nicht erfolgreich sein könne.
An den Vorbereitungen des Europäischen Denkmalschutzjahres war offenkundig frühzeitig auch Europa Nostra beteiligt; Lord Duncan Sandys war 1969-1984 Präsident auch dieses schon seit 1963 bestehenden europäischen Denkmalschutzverbandes. Europa Nostra hatte u.a. eine vorbereitende Wanderausstellung zum Thema zusammengestellt, um die Absichten und Ziele der Kampagne zu verdeutlichen.
Die Kampagne erhielt dann das bekannte Motto „Eine Zukunft für unsere Vergangenheit“ und rief europäische Regierungen und die Bevölkerung auf, sich aktiv für die Erhaltung ihres architektonischen Erbes einzusetzen. Im Dezember 1973 ist in der Bundesrepublik Deutschland zur Umsetzung dieses Gedankens das „Deutsche Nationalkomitee zur Vorbereitung des Europäischen Denkmalschutzjahres 1975“ - das spätere DNK - gegründet worden, nachdem zuvor unter Vorsitz von Duncan Sandys ein internationales Organisationskomitee ins Leben gerufen worden war („International Organising Committee for European Architectural Heritage Year“). Das neu gegründete „Deutsche Nationalkomitee“ fasste dann am 6. August 1974 einen „Beschluss über die Konzeption für das Europäische Denkmalschutzjahr 1975“. Empfehlungen des Deutschen Städtetages waren diesem Beschluss im Januar 1974 vorangegangen.
Dr. Oliver Karnau M.A., Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz in Bonn