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50 Jahre Europäisches Denkmalschutzjahr 1975
Veröffentlichung: 24.03.2025, letzte Bearbeitung: 09.04.2025
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Das Jahr 1975 markiert den Beginn der modernen Denkmalpflege in Ost- und Westdeutschland. Sie entstand aus bürgerschaftlichem Engagement und wurde mit staatlicher Unterstützung ausgebaut.
Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 war der Höhepunkt einer Epoche, in der Denkmalpflege und erhaltende Stadterneuerung von Teilen der Zivilgesellschaft eingefordert und betrieben wurden und in der Folge sukzessive in staatliches und kommunales Handeln übergingen.
Rückblickend markiert dieses Jahr eine Zäsur im unbekümmerten Wachstum der Nachkriegsmoderne. In jenen Jahren wurde vielen Bürgerinnen und Bürgern in Europa klar, dass die Ziele der Moderne – ein leichteres und wohlhabenderes Leben zu ermöglichen – die Natur und auch das kulturelle Erbe empfindlich dezimierten und schädigten.
Auch die auf europäische Ebene für Denkmalschutz verantwortlichen Politiker erkannten, dass sich Europa nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und den neuen Gefährdungen des baulichen Erbes durch „einseitig ökonomisch ausgerichtetes Fortschrittsdenken“ keine weiteren Verluste an Kulturdenkmalen mehr leisten konnte.
1972 beschloss das Ministerkomitee des Europarates deshalb die Durchführung des Europäischen Denkmalschutzjahres. Das Jahr war Teil einer mehrjährigen europaweiten Kampagne, die mit einer Startkonferenz im Juli 1973 in Zürich begann und im Jahr 1975 ihren Höhepunkt erreichte. Zur Vorbereitung und Durchführung des Themenjahres unter dem Motto „Eine Zukunft für unsere Vergangenheit“ wurde in Deutschland das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) gegründet.
Das Europäische Denkmalschutzjahr umfasste neben den Veranstaltungen des Europarates auch ein „European Programme of Pilot Projects“ (Modellstädte) und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Auf der Abschlusskonferenz im Oktober 1975 in Amsterdam wurde die Deklaration von Amsterdam verabschiedet und die Denkmalschutz-Charta offiziell verkündet.
In der Folge des Europäischen Denkmalschutzjahres:
- wuchs das bürgerschaftliche Engagement in der Denkmalpflege stetig,
- entstanden in den einzelnen Bundesländern Denkmalschutzgesetze, bereits bestehende wurden fortgeschrieben,
- wurden Denkmalämter gegründet und bereits gegründete Ämter wurden personell und finanziell besser ausgestattet,
- entstand die städtebauliche Denkmalpflege, die einen ganzheitlichen Blick auf Denkmalpflege und Kulturlandschaften bot,
- entstanden erste Formen der Öffentlichkeitsarbeit durch Formate wie Arbeitshefte, publikumsorientierte Zeitschriften und Handreichungen,
- wurden Steuererleichterungen für Denkmaleigentümer eingeführt,
- stieg die Wertschätzung von Denkmalschutz und Denkmalpflege in der Bevölkerung.
Das Europäische Denkmalschutzjahr war eine der erfolgreichsten Kampagnen des Europarates und wurde nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen — in einer Umfrage aus dem Jahr 1976 gaben zwei Drittel der befragten Erwachsenen an, das Europäische Denkmalschutzjahr bewusst wahrgenommen zu haben.
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Quellen:
Fürniß, Maren: „Die Kampagne des Europarates für das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 – Entstehungsgeschichte, Ziele und Umsetzung“, in: Eine Zukunft für unsere Vergangenheit. Zum 40 Jubiläum des Europäischen Denkmalschutzjahres (1975–2015), 2015.
Kirschbaum, Juliane: „Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK): Vom Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 bis heute“, in: Eine Zukunft für unsere Vergangenheit. Zum 40 Jubiläum des Europäischen Denkmalschutzjahres (1975–2015), 2015.