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Denkmalpflege ist aktiver Klimaschutz!
Veröffentlichung: 23.04.2021, letzte Bearbeitung: 23.04.2021
Lesezeit: 9 Minuten
DenkMal (an) Energie – Klimaschutz am Beispiel des Werra-Meißner-Kreises
Denkmalschutz und ‑pflege erhitzen seit Jahrzehnten die Gemüter. Zwar trägt diese Erhitzung nicht zur Klimaerwärmung bei, dennoch hat sie negative Folgen: Nicht nur in den ländlichen Regionen haben denkmalgeschützte Fachwerkgebäude einen Imageverlust erlitten. Nun bietet ausgerechnet die energetische Sanierung dieser Gebäude die Chance, die Zukunft mit der Tradition zu verbinden. Und die Denkmalschutzbehörde von einer ganz neuen Seite als kompetente Unterstützerin kennenzulernen….
Idyllisch, romantisch, märchenhaft. So werden auch im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis viele historische Fachwerkquartiere beschrieben. Dabei dienen sie nicht nur als mentale und digitale Hintergrundbilder, vielmehr sind sie Musterbeispiele für Ressourcenschonung. Jeder Kubikmeter verbautes Holz speichert in sich etwa eine halbe Tonne Kohlenstoff. Neben dieser Ressource besitzen denkmalgeschützte Fachwerkgebäude historischen, kulturellen und künstlerischen Mehrwert für die Gesellschaft. Sie sind schützenswerte Güter, auch oder vor allem in den ländlichen Regionen in der Mitte Deutschlands.
Dort lebt auch Helga Kaiser (Name v.d.R. geändert) mit ihrer Familie in einem Dorf am Hohen Meißner. Ihr Fachwerkhaus ist seit fünf Generationen in Familienbesitz und soll in diesem Jahr den lang ersehnten Dachbodenausbau bekommen. Die Fassade mit Asbestzementplatten und die Kunststofffenster lassen nicht erahnen, dass Denkmalschutzauflagen berücksichtigt werden müssen. Doch das Haus gehört zur denkmalgeschützten Gesamtanlage. Der Dachdeckermeister berät sie und stellt den Antrag für die Aufsparrendämmung bei der Unteren Denkmalschutzbehörde (UDB). Ergebnis offen, wie er sagt.
Während das Ehepaar Kaiser gespannt auf die Entscheidung der UDB wartet, wird es auf die Quartierssanierung (QS) im Werra-Meißner-Kreis aufmerksam. Diese verspricht eine umfangreiche, kostenlose Beratung über energetische Sanierungsmaßnahmen und Fördermittel. Kurze Zeit später wird auch das Fachwerkgebäude der Kaisers vom QS-Team unter die Lupe genommen. Mit dem Ergebnis, dass im Zuge des Dachausbaus auch die energetische Sanierung der Fassade, der Austausch der Fenster und Haustür sowie eine Photovoltaikanlage sinnvoll wären.
Das QS-Team händigt nach der Beratung einen Modernisierungsfahrplan aus, der die einzelnen Maßnahmen Schritt für Schritt auflistet, sowie auf Fördermittel und den Zeitpunkt der Einbeziehung eines zertifizierten Energieberaters hinweist. So stellte sich beim Ehepaar Kaiser heraus, dass ihnen die derzeit bereitgestellten Fördermittel mehr Maßnahmen erlauben, als sie anfangs dachten. Sie können sogar noch in diesem Jahr alles umsetzen und danach weniger Energie verbrauchen.